Urban in Estland: Einzigartige Architektur in Tallinns Zentrum

Tomomi Hayashi, einer der renommiertesten Architekten Estlands, griff für einen Neubau im Zentrum Tallinns auf den Fassadenziegel Urban der Zürcher Ziegeleien zurück. Im Interview bringt uns der 54-Jährige das Projekt näher.

Architekt Tomomo Hayashi

Am Rande der Altstadt Tallinns – einen Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt – zieht ein Mehrfamilienhaus der besonderen Art die Blicke auf sich. Das dreigeteilte Gebäude «Elu Maja» wagt den Versuch, moderne Architektur in eine historisch gewachsene Umgebung zu platzieren. Bei den fünfstöckigen Gebäuden mit insgesamt 32 Wohnungen handelt sich um ein Projekt von Hayashi–Grossschmidt Arhitektuur, welches das renommierte Büro im Herzen der estnischen Hauptstadt realisieren konnten.

«Im offenen Wettbewerb für das Projekt war es Voraussetzung, dass die ursprüngliche Bebauung mit drei kleineren Gebäuden in die Planung mitaufgenommen wird», erklärt Architekt Tomomi Hayashi im persönlichen Interview. «Aufgrund der Lage in der Nähe des Stadtzentrums war es den Entwicklern des Areals ein Anliegen, die historische Umgebung zu berücksichtigen.»

Tallinn Triplets 1

Um den Anforderungen gerecht zu werden, teilten die Architekten das Projekt konzeptionell in drei Teile: ein Eckhaus und zwei weitere Gebäude in der Strassenachse. Jeder Gebäudeteil verfügt über eine eigene Architektursprache. Auch bei der Auswahl der Materialien wurde auf die historische Bebauung im Kalamaja-Quartier Bezug genommen. Das Eckgebäude des Ensembles sticht sowohl von seiner Gestaltung als auch mit der einzigartigen Fassade hervor. «Für uns war klar, dass wir das Eckgebäude architektonisch und hinsichtlich seiner Materialisierung besonders betonen wollen», so Architekt Hayashi. Mit Blick auf die umliegenden historischen Bestandsbauten stand zuerst der Gedanke an eine Holzfassade im Raum.

Tallinn Triplets 3
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Jedoch waren sich die Architekten hinsichtlich der Langlebigkeit dieses Materials unsicher. Die Anwendung von Ziegeln als Fassadenmaterial kannte Tomomi Hayashi von einem früheren Projekt: «Dabei ist mir besonders die horizontale Struktur der Fassade in Erinnerung geblieben, die sehr stark an Holz erinnert. Der Vorteil ist, dass wir eine natürliche Holzoptik mit der Beständigkeit gebrannter Ziegel vereinen können.»

Die Wahl fiel auf den keramischen Fassaden Ziegel Urban L in der Farbe Frederiksberg der Zürcher Ziegeleien. «Ich kannte natürlich das Projekt Krøyers Plads in Kopenhagen von COBE Architects», erinnert sich der 54-Jährige zurück. «Dieses hatte natürlich einen gewissen Einfluss auf die Wahl des Produkts.» Besonders die raue Oberfläche und den Unebenheiten des Ziegels hat es dem Architekten angetan.

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Tallinn Triplets 5

Dennoch musste der Investor erst vom Fassadenmaterial überzeugt werden, denn in Estland ist der Baustoff Ton kaum verbreitet. Die Vorteile einer hinterlüfteten Fassade und einer mechanischen statt einer geklebten Befestigung waren neben der Optik am Ende ausschlaggebend.

Für Architekt Hayashi war das Projekt ein voller Erfolg: «Betrachte ich das Gebäude heute, bin ich sehr glücklich mit dem Resultat.» Ein nächstes Projekt in Tallinn sei bereits in Planung. Bei diesem sollen gar alle drei Gebäude einer Überbauung mit Urban-Fassadenziegel eingedeckt werden.

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