Der Fyraabig-Ziegel bzw. im Deutschen der Feierabendziegel geht auf eine bereits rund 600 Jahre alte Tradition der Ziegelbrenner zurück. ZZ führt diese Tradition schon seit Jahren fort und stellt jährlich einen neuen Fyraabig-Ziegel in limitierter Auflage her. Das diesjährige Motiv ist die Uferschwalbe.
Feierabendziegel 2024
Die Sandgrube als Biotop für Uferschwalben
Mehl- und Rauchschwalben sind den meisten von uns bekannt, die deutlich seltenere Uferschwalbe (Riparia riparia) kennen dagegen nur wenige. Zwar reicht ihr Verbreitungsgebiet in der Schweiz von Genf bis zum Thurgau, doch kommt sie nicht flächendeckend, sondern nur lokal vor, weil sie sehr spezielle Ansprüche an ihr Habitat stellt.
Besondere Brutplätze Die Uferschwalbe braucht – wie es ihr Name sagt – Ufer, und zwar Prallufer von Flüssen mit vegetations - losen Steilwänden aus Kies, Sand und Lehm. In diese Steilwände gräbt sie mit Schnabel und Krallen rund siebzig Zentimeter tiefe Brutröhren, in denen Eier und Jungvögel vor Beutegreifern gut geschützt sind. Zuhinterst baut sie eine Nistkammer, die sie mit Gräsern und Halmen auspolstert. Dort brüten beide Partner gemeinsam ihre Gelege mit fünf bis sechs Eiern aus, wobei sie pro Jahr eine oder zwei Bruten grossziehen.
Fast keine natürlichen Steilwände mehr
Solche Steilwände, wie die Uferschwalbe sie sucht, bilden sich bei frei mäandrierenden Flussläufen von selbst. Das Wasser unterspült am Prallhang das Ufer, wodurch dieses ab- und nachrutscht. Die fortlaufende Erosion führt zu einer steten Verjüngung dieser Steilwände, sodass auch die Vegetation immer wieder abrutscht. Die Uferschwalbe hat sich in langer Evolution an dieses dynamische Habitat angepasst, was sich auch daran zeigt, dass sie alte Brutröhren verschmäht und jedes Jahr eine neue gräbt. Nur gibt es solche natürlichen Steilwände in der Schweiz schon lange kaum mehr. Denn fast alle Flüsse unseres Landes sind verbaut und begradigt.
Kies-, Sand- und Lehmgruben als Ersatz
Als Ersatzhabitat dienen der Uferschwalbe daher seit vielen Jahren Kies-, Sand- und Lehmgruben sowie künstlich geschaffene Brutwände. So brütet in einer Sandgrube der Zürcher Ziegeleien eine Uferschwalbenpopulation von nationaler Bedeutung. Als Grubenbetreiberin unternehmen wir grosse Anstrengungen, um dieses Ersatzhabitat zu bewahren und den Ansprüchen der Uferschwalben gerecht zu werden. So werden besiedelte Wände nach dem Wegzug der Uferschwalben bis auf die Tiefe der Brutröhren ab - gebaut, damit für das kommende Jahr frische Wände bereitstehen. Auch wird darauf geachtet, dass keine Hindernisse den Anflug an die Wände erschweren. Zudem bauen wir den Rohstoff in der von Uferschwalben besiedelten Sandgrube nur im Winterhalbjahr ab, um das Brutgeschäft der Vögel nicht zu stören.
Stark gefährdeter Bestand
Trotz der Anstrengungen von Grubenbetreibern und Naturschutzorganisationen nimmt der Bestand der Uferschwalben aber leider ab. Zählte man in der Periode von 1993 bis 1996 noch 5500 bis 6500 Brutpaare in der Schweiz, hat sich diese Zahl in der Periode von 2013 bis 2016 mit gerade noch 2300 bis 3000 Paaren mehr als halbiert. Es fehlen nicht nur geeignete Standorte, es fehlt vermutlich auch das Futter. Der Insektenschwund macht vielen Vögeln und so wohl auch der Uferschwalbe zu schaffen. Sie gilt in der Schweiz daher als stark gefährdet und steht leider auf der Roten Liste.
Letzter Ziegel eines Tagwerks – der «Fyraabig» Ziegel.
Offenbar wurde jeweils der letzte Ziegel eines Arbeitstags als Abschluss des Tagwerks mit einer Verzierung versehen. Dabei gelangten ganz unterschiedliche Motive zur Anwendung. Festgehalten wurden neben Schutzund Glückszeichen auch kurze Geschichten oder Sinnsprüche.
Ferner wurden oft auch Verträge und Rechnungen in die noch weichen Ziegeloberflächen geritzt. Allen diesen Texten und Verzierungen gemeinsam war ihr Bezug zum Alltag, zum Handwerk oder zu einer damaligen Aktualität im Leben der Ziegelbrenner.