Der Fyraabig-Ziegel bzw. im Deutschen der Feierabendziegel geht auf eine bereits rund 600 Jahre alte Tradition der Ziegelbrenner zurück. ZZ führt diese Tradition schon seit Jahren fort und stellt jährlich einen neuen Fyraabig-Ziegel in limitierter Auflage her. Das diesjährige Motiv ist Max und Moritz.
Feierabendziegel 2019
Max und Moritz – die weltbekannten Lausbuben
Max und Moritz, wer kennt sie nicht! Die von ihrem Schöpfer Wilhelm Busch als «böse Kinder» bezeichneten Knaben verübten sieben Streiche, von denen sechs für sie gut ausgingen. Weniger gut ging es dabei der Witwe Bolte, die ihre Hühner erst als Eierlieferanten und dann auch noch als Braten verlor. Schneider Böck ertrank gar beinahe und musste von seiner Frau mit dem Bügeleisen aus der Kältestarre geweckt werden. Am schlimmsten erwischte es aber Lehrer Lämpel, dessen mit Flintenpulver gefüllte Pfeife gewaltig explodierte. Onkel Fritz wurde in die Nase gekniffen, aber letztlich nur in seiner Nachtruhe gestört, und der Meister Bäcker hätte die Lausbuben schon fast erledigt gehabt. Der siebte und letzte Streich misslang dann ganz, und die «Bösewichter» bezahlten mit dem Tode: «Rickeracke! Rickeracke! Geht die Mühle mit Geknacke.» Die 1865 in Versform geschriebene Bildergeschichte war bereits in 56 Auflagen gedruckt und über 430 000 Mal verkauft worden, als Busch 1908 starb. «Max und Moritz» zählt noch heute zu den bekanntesten Werken der deutschen Kinderliteratur und ist in über 280 Sprach- und Dialektfassungen erschienen.
Schnupdiwup, da wird nach oben
Schon ein Huhn heraufgehoben!
Schnupdiwup, jetzt Numro zwei!
Schnupdiwup, jetzt Numro drei!
Und jetzt kommt noch Numro vier:
Schnupdiwup, dich haben wir!
Zwar der Spitz sah es genau
Und er hellt: Rawau, rawau!
Zeitlose Geschichte – anhaltende Faszination
Der Blick auf das in «Max und Moritz» Gezeigte hat sich im Laufe der Zeit stark geändert. Im Deutschland der 1870er-Jahre wurde die Bildergeschichte als frivoles Werk und bedenkliche Jugendlektüre mit verwerflichem Inhalt bezeichnet. Der Tod der beiden Knaben im siebten Streich wurde als spasshaft übertriebene, aber letztlich gerechte Strafe wahrgenommen. «Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei mit der Übeltäterei!», schrieb auch Busch am Ende. Ob er es ernst meinte oder nicht, wissen wir nicht. Heute empfinden wir die Todesstrafe für die Streiche natürlich als völlig unzulässig, doch die zeitlose Geschichte lesen wir noch immer gerne. Mit leiser Schadenfreude beobachten wir, wie sich die Streiche entspinnen, zumal unsere Sympathie nicht den Opfern gelten muss, da diese wenig vorteilhaft gezeichnet sind. Die anhaltende Faszination für das «frivole Werk» zeigt sich in zahlreichen Adaptationen. Dazu gehören nicht nur filmische, theatralische und musikalische Umsetzungen, sondern auch eine 1958 von der Deutschen Bundespost herausgegebene Briefmarke. Und 2019 erscheint nun gar ein Ziegel, wenn auch nur für ein ausgesuchtes Publikum in limitierter Auflage.
Letzter Ziegel eines Tagwerks – der «Fyraabig» Ziegel.
Offenbar wurde jeweils der letzte Ziegel eines Arbeitstags als Abschluss des Tagwerks mit einer Verzierung versehen. Dabei gelangten ganz unterschiedliche Motive zur Anwendung. Festgehalten wurden neben Schutzund Glückszeichen auch kurze Geschichten oder Sinnsprüche.
Ferner wurden oft auch Verträge und Rechnungen in die noch weichen Ziegeloberflächen geritzt. Allen diesen Texten und Verzierungen gemeinsam war ihr Bezug zum Alltag, zum Handwerk oder zu einer damaligen Aktualität im Leben der Ziegelbrenner.